Wandmalerei

2001

Entwurf:  

Frank Beutel


Ausführung:

Frank und Sabrina Beutel


Material: Acryl

Größe: 7 x 7 m

Wandmalerei "Pinocchio" , 2001

Eichwalde, Max-Liebermann-Str. 36


Pinocchio kommt geritten


Eichwalde hat einen neuen Kindergarten, unmittelbar am Ortsrand, bereits auf Zeuthener Gebiet, ist er als erstes Gebäude der künftigen Siedlung im "Zeuthener Winkel" entstanden


Der Maler Frank Beutel aus Zeuthen konnte gewonnen werden, das neue Haus mit zwei Wandbildern zu schmücken. "Wie wär`s mit "Pinocchio" als Bildthema und Namen für den Kindergarten?", fragte der Künstler. Die Kindergärtnerinnen und die Gemeindeverwaltung waren sehr einverstanden und so erhält nun der kleine Held einer der bekanntesten Kindergeschichten seinen Platz in Eichwalde, sicher wird er schnell die Liebe der kleinen Leute gewinnen, die jetzt bald in "ihr" Haus einziehen werden. Einige waren schon da, schauten dem Maler bei der Arbeit zu und freuten sich.


Vor über hundert Jahren, 1883, schrieb der italienische Schriftsteller Carlo Collodi die Erzählung von den Abenteuern der Holzpuppe Pinocchio, die unter den Händen des Holzschnitzers Gepetto lebendig wird. Seitdem sind Generationen von Kindern in aller Welt mit diesem Tausendsassa im Herzen groß geworden.


Er will wie ein richtiger Junge werden , geht in die Schule, will lernen, was man dazu braucht. Aber das ist nicht einfach. Sie nehmen ihn nicht ernst in der Klasse, oft fühlt er sich allein gelassen, vor allem reagiert er auf alles - wie Kinder in diesem Alter - viel mehr mit dem Gefühl, als mit dem Verstand. Neugierig ist er, leichtsinnig und ungehorsam oft, So gerät er in immer neue Konflikte, ein Abenteuer jagt das andere. Zudem hat die gute Fee, die ihm das Leben einhauchte, auch noch ein Warnsignal mitgegeben: Immer wenn er nur ein kleines bisschen lügt, wächst seine Nase zu ungeheuerer Länge.


Mit einem Helden wie diesem kann man mitfühlen - so einer ist man ja selbst im Kindergartenalter und auch noch später-, man zittert um ihn und ist schliesslich glücklich, wenn Pinocchio am Schluß doch ein richtiger Junge geworden ist.


Schon von weitem leuchtet die hellgelbe Fassade in die neu angelegte Verlängerung der Eichwalder Max-Liebermann-Straße hinein.



Zuerst sieht man, noch aus der Ferne, an der Giebelwand das Grün der Pflanzen, eine Landschaft mit Ausblick auf das Meer und darin Pinocchio, der durch das hohe Gras streift. heran die anderen Figuren, links unten Pulcinella und Arlecchino, Pinocchios Freunde aus dem Puppentheater. Das Seeungeheuer ist auch da, aus dessen Bauch Pinocchio seinen Papa Gepetto retten muß. Dazu ein Frosch, eine Libelle, ein springendes Fischlein, dem Maler ist viel Reizvolles eingefallen.


Auf dem zweiten Bild reitet Pinocchio übermütig und glücklich lachend auf einem Hahn hin zum Eingang des Kindergartens. Es kann den Kleinen gar nicht langweilig werden, mit diesen Gemälden für einige Jahre zu leben. Die kindliche Phantasie hat immer Neues zu entdecken. begeistert, wie Frank Beutel die kindgemäße Bildsprache mit den Ansprüchen an die künstlerische Form verbindet. Was dem Künstler an Bilderfindungen alles eingefallen ist! Die Fenster am Giebel haben plastische Rahmungen und Schattenränder bekommen, sie schweben gleichsam vor der Wand. Pflanzen verschwinden hinter ihnen, zwei Scheinfenster torkeln über die Fläche, eine Glasscheibe wird mit Fischen bemalt, aus dem strengen Rechteck wird ein Aquarium. Ein gemalter Vorhang umspielt geschickt eine der Hauskanten.


Schöne Akkorde von schwarz über warme Brauntöne bis hin zum leuchtenden Rot finden sich bei dem Hahn, auf dem der Hauptheld reitet, allmählich wandeln sie sich zu kühleren Farben im oberen Teil des Gemäldes. Diagonale Kompositionslinien der Gestalt und des flügelschlagenden Hahnes lassen eine geradezu euphorische Bewegtheit entstehen. Reizvoll auch, wie sich am Giebel die kontrastreiche vordere Szenerie zu den zarten Grün- und Grautönen der Meereslandschaft im Hintergrund entwickelt.


Im nächsten Jahr wird sich Frank Beutel mit seinen Werken in der Alten Feuerwache vorstellen. Einen Teil seines ohnehin sehr bescheidenen Honorars spendet er für den Kindergarten. Eichwalde kann froh sein, diesen Nachbarn für eine gedeihliche Zusammenarbeit entdeckt zu haben.


Dr. Klaus Weidner

Kunsthistoriker