Ausstellung

1998

Konzert und Ausstellungseröffnung im Palais am Festungsgraben

Berlin, am 20. Mai 1998


Angeregt von den folgenden fünf Bildern des

Malers Frank Beutel zum Thema


"Gendarmenmarkt Berlin - Square Of Respect"


gestaltete der Komponist Sachar Katz in der

Dimension Zeit seine Emotionen und

Phantasien in fünf Miniaturen für Orchester.


Virtuoser Zusammenklang

von Zeit und Raum


Musik und Malerei über einen Berliner Platz preußischer Kunst und Kultur

Sachar Katz, Komponist und Dirigent

Grigori und Pavel

Im Februar 1997 hörte ich in Berlin-Marzahn eine romantische

Komposition von Sachar Katz über einen Platz in Moskau.

Das anschließende Gespräch war der Beginn einer kreativen

Freundschaft, aus der die Idee zum vorliegenden Projekt entstand.

F.B.

Prima malas docuit

mirantibus aequoris undis

Peliaco pinus vertice

caesa vias,

Quae concurrentis inter

temeraria cautes

Conspicuam fulvo vellere

vexit ovem .


Ovid ca.12 n.Chr.

Auf dem Gipfel des Pelion

wurde die Fichte gefällt,

die zum Staunen der Meereswogen

zuerst unheilvolle Wege öffnete.


Tollkühn trug sie zwischen den zu-

sammenprallenden Felsen das Schaf,

das durch sein goldenes Vlies nicht

seinesgleichen hatte.


Ovid ca.12 n.Chr.

Laudatio zur Ausstellungseröffnung

von Karin Müller, Galeristin


Zumeist lernt man erst die Werke eines Künstlers kennen und danach von Fall zu Fall ihn selbst! Mit Frank Beutel erging es mir gerade umgekehrt. Ich wußte sehr wenig von seiner Malerei, als ich ihm begegnete. Er beeindruckte mich nachhaltig, und in mir wuchs die Neugier auf seine Kunst. Als ich dann Bilder von ihm sah, war ich tief berührt von seiner Malerei, die ich seitdem wie gutes Brot schätze, das mir unentbehrlich ist. Ging es vor Jahren noch ahnungsweise zu, heute ist es mir gewiß, Beutel ist ein Maler von hohen Graden, dessen Realismus sich zu unverwechselbarem Stil entwickelt hat und ohne den die Kunstlandschaft nicht mehr gedacht werden kann.


Freilich für eilig-eilende Leute malt Beutel nicht, aber welcher ernsthafte Künstler tut das schon. Da ist Bedachtsamkeit im Spiel. Künstlerische Mitteilungen, die in stets wechselnder Gestalt dem Wesen historisch gewachsener und damit gesellschaftlich bedingter Städte-, Häuser- und Landschaften nachspüren, sind in unserem Kunstleben nicht gerade häufig anzutreffen. Bei Frank Beutel bestimmen sie das Werk.


Aber sie sind nicht dokumentarischer Art, Bilder äußerer Erscheinung gegebener Zuständlichkeiten. Sie sind weit mehr künstlerische Verdichtungen als Versinnlichung menschlicher Schöpferkraft aus Vergangenheit und Gegenwart, die einen sozialen Lebens- und Erlebensraum erschuf, der mit den Mitteln der Malerei auf die qualitativ neue Ebene der künstlerischen Wirklichkeit gehoben wird. Daraus erklärt sich u.a., warum auch die Sujets des tristen Milieus ästhetisch erlebbar werden. Selbst die hohe, vom Putz entblößte und von der Witterung zerfressene Wand eines alten Hauses, die malerisch zu einer Kostbarkeit gestaltet das Bild beherrscht, enthüllt sich dem inneren Auge als Teil eines sozialen Beziehungsgefüges in dem Generationen das Wohl und Wehe, Freud und Leid, Siege und Niederlagen ihres Daseins durchlebten und durchleben.


Im Umfang eines Œuvres, wie wir es bei Frank Beutel vorfinden, kann das nur einer machen, dem ausharren gegeben ist, der für sich das Geheimnis der Form entschleiert und Beschränkung nicht als Einschränkung, sondern als selbstvorgezeichneten Weg zur Meisterschaft erkannt hat. Dazu gehören Mut wie Demut, Ehrfurcht und Selbstvertrauen. Frank Beutel, so glaube ich, sind sie eigen.